Menschen tun am Liebsten das, was ihnen Spaß bereitet, oder worin sie besonders gut sind. Meistens geht beides miteinander einher. Der Ansatz von Gamification zielt darauf ab, die Motivation eines Menschen durch Einbindung spielerischer Elemente in zumeist monotone Aufgaben (bspw. das Sammeln von Punkten) zu steigern. Bei diversen Versuchen wurden dabei teils signifikante Effizientssteigerungen gemessen (vgl. Mario Herger ‚Gamifizierung Daten & Fakten‚).

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Aber was ist Motivation und wie funktioniert sie? Dazu gibt es verschiedene Motivationstheorien wie die Bedürfnispyramide von Maslow oder die Flow-Theorie von Csikszentmihalyi. Letztere besagt, dass Menschen sich in einer Aufgabe so verlieren können, dass sie alles um sich herum vergessen und sich nur noch auf diese eine Sache (leidenschaftlich) konzentrieren – Sie sind im flow. Und um diesen Flow zu erreichen, muss die Motivation für eine Aufgabe entsprechend hoch sein.

Zusätzlich haben wir alle ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Geltungsbedürfnis, also das Streben nach sozialer Anerkennung wie Lob, Achtung, Ruhm, Macht, etc. Genau diesen und weitere Umstände macht sich der Gamification-Ansatz zunutze indem spielerische Elemente in Aufgaben integriert werden, die diese Bedürfnisse bedienen. Um beim Beispiel zu bleiben, können öffentlich einsehbare Stautswerte oder Badges (Abzeichen) das Geltungsbedürfnis eines Menschen ansprechen und ihn so anspornen freiwillig noch mehr zu leisten, da sie nach außen präsentieren, dass der Mensch ein bestimmtes Ziel oder Level erreicht, bzw. eine Aufgabe erfüllt hat. Diese Art der Präsentation fördert den Wettbewerb, da sie die Leistung des Einzelnen vergleichbar macht.

Ziele von Gamification im Unternehmen
Relativ naheliegend ist jetzt der Transfer in die Unternehmenswelt. Dennoch tun sich genau damit viele Unternehmen schwer. Oft wird der Gamification-Ansatz gerade bei strikt hierarchisch geprägten Unternehmen als Spielerei abgetan. Dabei vertun Unternehmen große Chancen. Mitarbeiter zeigten in Studien ein höheres Engagement, mehr Spaß selbst bei monotonen Tätigkeiten, eine stärkere Gruppenzugehörigkeit, sowie die Förderung eines gesunden Wettbewerbs – kurzum: deutlich gesteigerte Motivation im Gegensatz zur Kontrollgruppe.

Grundsätzlich könnte man sich bei Unternehmen mit Filialstruktur vorstellen, dass Badges für ein Filialteam vergeben werden, wenn es 100 Stammkunden erreicht hat, einen Durchschnittsbon von X generiert oder, oder, oder. Die daraus resultierenden Vergleiche unter den Filialen können dann auf deutlich mehr Ebenen als dem reinen Umsatz stattfinden. So hätte eine Filiale A die Möglichkeit in puncto Service besser abzuschneiden als die deutlich umsatzstärkere Filiale B. Die Betrachtung von Filialen auf multiplen Ebenen könnte so die Motivation im Team deutlich heben, da sie situationsgerechter ist. Darüber hinaus würde eine Filiale nicht nur auf monokausale Betrachtungswinkel und Zahlen reduziert, sondern mit ihren Mitarbeiter als Menschen und all ihren Facetten ins Zentrum der Bewertung gerückt.

Apropos Bewertung. Interessant dabei ist, dass die Belohnung bei Erreichen bestimmter Ziele wie Badges, etc. nicht in Form von Geld, sondern in Sachwerten stattfinden sollte, die idealerweise von den Mitarbeitern selbst mitentwickelt werden. Das können, je nach Größe des erreichten Ziels, beispielsweise Events, Sonderurlaub oder Gratiskaffee sein. Finanzielle Belohnungen wirken dagegen meist nur sehr kurz motivierend und können durch die verlorene Leichtigkeit von „Rum und Ehre“ verstärkt Betrug fördern.

Gefahren von Gamification
Wie fast alles im Leben hat auch Gamification eine Kehrseite. So ist die Akzeptanz dieser Motivationsform auch ein Stückweit von der Kultur des Unternehmens abhängig. Darüber hinaus muss es ein sehr transparentes System der zu erreichenden Ziele und Belohnungen geben, damit dieser Ansatz funktionieren kann. Das kann dazu führen, dass Mitarbeiter oder Teams, die regelmäßig weiter unten in einer Rangliste erscheinen, demotiviert werden. Weiter müssen vorab organisatorische Fragen geklärt werden. Welche zu erreichenden Ziele sollen belohnt werden? Wie können diese Ziele gemessen werden und von wem? Bedarf es eines Schiedsrichters? Wenn ja, wer soll diese zusätzliche Aufgabe übernehmen?

Fazit
Trotz diverser Hürden und Schwierigkeiten in der konkrenten Umsetzung empfinde ich den Gamification-Ansatz als äußerst reizvoll. Gerade in Unternehmen kann diese Motivationsart frischen Wind in angestaubte Prozesse und Augaben bringen. Es muss natürlich kontinuirlich dafür gesorgt werden, dass das Konzept spannend und fordernd bleibt. Aber der Gewinn dabei ist aus meiner Sicht für alle Beteiligten sehr lohnenswert. Richtig spannend wird es, wenn dieser Ansatz mit den modernen Möglichkeiten von Social-Intranets verbunden wird.

Geschrieben von Marcel Gabor
Marcel Gabor ist Autor des Blogs und Marketing Enthusiast. Er befasst sich mit Themen des Online-Marketings, der Sozialpsychologie und der Netzpolitik.